Starkregen und Überschwemmungen, klirrende Kälte und unerbittliche Dürren, Epidemien bei Mensch und Tier, Missernten und Hunger – die Liste der Katastrophen, die das fränkische Reich zwischen den Jahren 820 und 824 heimsuchten, ist lang. Heute ist bekannt, dass die Wetterextreme zu einem großen Teil auf ungewöhnlich heftige vulkanische Aktivitäten zurückgeführt werden können, deren Auswirkungen in weiten Teilen Europas zu spüren waren.
Die Menschen des Frühmittelalters verfügten allerdings nicht über derartige naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Dennoch suchten auch sie nach Erklärungen. Die schriftliche Überlieferung zeigt, dass der Kaiser und seine Getreuen sich intensiv damit befassten, wie es zu der Not gekommen war. Schnell waren sie sich darin einig, dass sie den Zorn Gottes auf sich gezogen hatten. Der fränkische Gelehrte Einhard wird in seinem Bericht über die Überführung der Gebeine der beiden Heiligen Marcellinus und Petrus von Rom nach Seligenstadt von 830 sehr deutlich und lässt durch einen Dämon namens Wiggo verkünden, dass es zu den Unglücken gekommen sei, »weil sich dieses Volk aus Trotz den Weisungen Gottes widersetzte«.
(Württembergische Landesbibliothek Stuttgart)