In bedrohten Ordnungen verlieren Menschen das Vertrauen in gewohnte Abläufe und das Handeln ihrer Mitmenschen. Das muss nicht immer ‘Schlechtes‘ bedeuten, denn es eröffnen sich für viele Menschen plötzlich Möglichkeiten, die vorher undenkbar erschienen. Ungerechtigkeit, Unsicherheit, Mangel können plötzlich zur Sprache kommen, Veränderungen eingefordert werden.
Die Rolle von Gewalt in bedrohten Ordnungen beispielsweise ist durchaus ambivalent: Gewalt ist einerseits ein Mittel, das genutzt wird, um Menschen zum Handeln zu zwingen. Doch in manchen Fällen, wie im Falle der Igbos, wird ausdrücklicher Gewaltverzicht als Weg verstanden, Macht zu erlangen – in diesem Fall für die eigene staatliche Unabhängigkeit.
Gewalt spielte auch in einem anderen Fall, dem der amerikanischen Südstaaten, eine wichtige Rolle: Dort war über lange Zeit eine Ordnung aufrechterhalten worden, in der die weiße Mehrheit das Gewaltmonopol über eine schwarze Minderheitsbevölkerung innehatte. Ein besonders brutales Machtmittel waren dabei die so genannten »Lynchings«. In den vierziger Jahren wurde diese Ordnung der Südstaaten jedoch immer mehr in Frage gestellt. Nun suchten viele Weiße nach Wegen, ihre Macht zu erhalten, gerade indem sie auf bestimmte Gewaltformen, wie die Lynchmorde, verzichteten und sich davon distanzierten. An diesem Beispiel ist gleichzeitig gut zu erkennen, dass die Bedrohung der Südstaatenordnung für viele Afroamerikaner*innen vor allem eines bedeutete: Hoffnung auf ein besseres Leben.